Architektenprofil: Rem Koolhaas

Sabine Neumann Sabine Neumann
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Am 17. November feierte der niederländische Stararchitekt Rem Koolhaas seinen 70. Geburtstag. Die perfekte Gelegenheit, mal einen Blick zurückzuwerfen und einige seiner brillantesten und spannendsten Projekte noch einmal genauer anzusehen.

Rem Koolhaas gehört zu den berühmtesten und einflussreichsten Architekten der letzen 20 Jahre, aber auch zu den umstrittensten. Beim Blick auf sein kolossales Portfolio und die spektakulären Werke, die er kreiert hat, ist es schwer vorstellbar, dass er nicht immer Architekt werden wollte. Obwohl mehrere Mitglieder seiner Familie direkt oder indirekt mit der Branche verbunden waren, wollte der junge Koolhaas lieber in die Fußstapfen seines Vaters treten und schreiben. Er arbeitete also einige Jahre als Journalist, bevor er schließlich doch Architektur studierte. Der Rest ist Geschichte: Zunächst arbeitete Rem Koolhaas in den USA für den deutschen Architekten Oswald Mathias Ungers, bevor er sein eigenes Architekturbüro, das Office for Metropolitan Architecture (OMA), gründete. Er verfasste zahlreiche architekurtheoretische Essays, die in der weltweiten Architektur eine große Rolle spielten und noch immer spielen und in der Architekturkritik als Modell der Innovation und Exzellenz zitiert werden.

CCTV-Zentrale (Peking, 2004-2009)

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(Creative Commons attribution : leniners)

Die Zentrale des chinesischen Staatsfernsehens (CCTV), die zwischen 2004 und 2009 im Zuge der Olympischen Spiele in Peking gebaut wurde, ist sicherlich eines der umstrittensten, aber auch der eindrucksvollsten Projekte von Rem Koolhaas. Die ebenso spektakuläre wie eigenwillige Konstruktion des 234 Meter hohe Towers, der heute zu den populärsten Sehenswürdigkeiten der chinesischen Hauptstadt zählt, hatte Koolhaas zusammen mit dem deutschen Architekten Ole Scheeren entworfen. Die gigantischen Ausmaße und das etwas surreal anmutende Äußere des Gebäudes basieren auf Koolhaas' theoretischen Aufsätzen über das Konzept der XL-Architektur und die Macht der Unendlichkeit.

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(Creative Commons attribution : Nathaniel McMahon)

Die geometrische Form des Gebäudes wird mit einer Reihe von diagonalen Linien, die die Struktur bilden, unterstrichen. Bei nächtlicher Beleuchtung wirkt das Projekt besonders imposant und dramatisch. Die CCTV-Zentrale war und ist Gegenstand vieler Debatten und Kontroversen. Kritiker beanstanden die abnorme Form des Gebäudes und vergleichen sie mit einer Hose, andere wiederum schätzen die Kühnheit der Geste. Während einige Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Errichtung eines Gebäudes dieser Art in einem Erdbebengebiet äußern, applaudieren andere gerade, weil man diese Herausforderung annahm. So oder so – fest steht, dass dieses Projekt niemandem gleichgültig ist und viele Emotionen hervorruft. Und das ist doch immer Ziel der Architektur, oder?

Casa da Música (Porto, 2005)

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(Creative Commons attribution : Clara Alim)

Der Bau der Casa da Música wurde im Jahr 2001 im Rahmen der Wahl Portos zur Kulturhauptstadt Europas in Auftrag gegeben. Rem Koolhaas und seine Agentur OMA sicherten sich das Projekt mit einem ungewöhnlichen und ausgefallenen Entwurf. Anstatt das Gebäude in das städtebauliche Umfeld einzubetten, hob man die vorhandenen Kontraste hervor und verstärkte sie zusätzlich. So entstand ein kantiger, weitgehend geschlossener Quader, der auf den ersten Blick wirkt wie ein zufällig auf dem Gelände abgestürzter Meteorit.

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(Creative Commons attribution : Miguel Vicente Martínez Juan)

Ebenso außergewöhnlich und facettenreich wie das Äußere präsentiert sich auch das Innere der Casa da Música. Neben typisch modernen Materialien wie Glas, Beton und Aluminium kamen hier auch traditionelle Elemente und Designs zum Einsatz wie im mit Holzpaneelen vertäfelten Konzertsaal. Die üppig verzierte und meisterlich gestaltete Keramikbeschichtung, die wir auf diesem Foto sehen, ist eine Anspielung auf die Azulejos, die berühmten Mosaikfliesen aus der klassischen portugiesischen Architektur. Das Ergebnis: Eine faszinierende und vielschichtige Innengestaltung, die im kompletten Kontrast zum minimalistischen Äußeren des Gebäudes steht.

Zentralbibliothek von Seattle (Seattle, 2004)

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(Creative commons attribution : Stevekeiretsu)

Die neue Zentralbibliothek von Seattle, die Rem Koolhaaas in Zusammenarbeit mit der amerikanischen Firma LMN Architects verwirklichte, ist ein weiteres eigenwilliges Projekt des Stararchitekten. In der Architekturkritik gehen die Meinungen über den spektakulären Bau weit auseinander und reichen von Begeisterung über das innovative Konzept bis zu Kopfschütteln hinsichtlich der Opulenz. Die zweckmäßige Funktion der Bibliothek wurde hier mit futuristischem und abstraktem Design kombiniert. Die Außenwände des Gebäudes sind dabei komplett aus transparenten Glasscheiben errichtet, die den immatriellen virtuellen Charakter des Projekts unterstreichen und außerdem den gesamten Innenraum mit natürlichem Licht fluten.

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(Creative Commons attribution : Brendan DeBrincat)

Der Innenraum ist in fünf Blöcke unterteilt, die man bereits von außen unterscheiden kann. Hier befinden sich unter anderem ein Auditorium mit 275 Sitzen, ein Café, ein Shop, eine Kinderecke, ein Fremdsprachendienst, Leseräume, Computerarbeitsplätze sowie eine Dachterrasse und das gemütliche Wohnzimmer mit einem roten geschwungenen Sofa, das 20 Personen Platz zum Schmökern bietet. Ein wirklich eindrucksvolles Modell für moderne Bibliotheken des 21. Jahrhunderts.

Kunsthal Rotterdam (Rotterdam, 1992)

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(Creative Commons attribution : Sandra Voogt)

Zum Abschluss der Betrachtung des außergewöhnlichen architektonischen Schaffens von Rem Koolhaas gehen wir zurück zu den Anfängen seiner Karriere. Die Kunsthal Rotterdam ist eines der eindrucksvollsten modernen Museen der Welt und zeigt ein weiteres wichtiges Thema der Arbeit des niederländischen Meisters. Der Entwurf präsentiert ein Netzwerk von miteinander verbundenen Strecken, die eine Reihe unzusammenhängender Galerien und Ausstellungsräume über Zwischenräume frei verbinden. Der Besucher kann das Museum also individuell auf ganz persönliche, unabhängige Weise erkunden und ist nicht an strikte Vorgaben gebunden. Auffällig ist auch, dass man hier vom typischen weißen, dezenten und unnahbaren Rahmen abweicht, der oft in Museen zu finden ist. Stattdessen beeindruckt die Kunsthal mit einem industriellen Charakter. Milchglas trifft auf Gold, Wellblech auf Rohbeton und Drahtgeflechte auf Neonleuchten – ein weiterer beeindruckender und außergewöhnlicher Entwurf von Rem Koolhaas, der Emotionen weckt und uns dazu auffordert, uns aus festgefahrenen Konventionen zu lösen und neue Perspektiven zuzulassen.

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